So auch das Argument Nr 1. auf der Homepage zusammenschluss-lupfig-scherz.ch: Die neue Grösse bewirke «mehr Einfluss in der regionalen und kantonalen Politik».
 
- Warum eine Gemeinde mit 3’000 Einwohnern mehr Gewicht haben soll als zwei Gemeinden mit 3’000 Einwohnern, wirkt wenig schlüssig. Vielmehr dürfte es doch so sein, dass wenn sich zwei Gemeinden für dasselbe Anliegen stark machen, sie in «Aarau» oder sonstwo mehr ausrichten können als eine.
Sind die Interessen allerdings unterschiedlich gelagert, geht die Stimme des Kleinen in einer fusionierten Gemeinde einfach unter. Oder anders: Der Grosse mag sich dann tatsächlich seines zusätzlichen Gewichtes erfreuen – auf Kosten des überstimmten Kleinen, dessen Bedürfnissen, siehe Linns Adressen, die neue Mehrheit gerne auch mal eine schroffe Abfuhr erteilt.
 
Weniger ist mehr
Werden die Scherzer doch noch gewahr, dass die eigene Stimme nach einer Fusion nicht mehr, sondern einiges weniger wiegt, wenn es darum geht, die Dinge vor der eigenen Haustüre zu regeln? Denn ebenda hat nachher, wie reich verziert und versüsst ein Fusionsvertrag auch daherkommen mag, die neue Gemeinde das Sagen – insbesondere darüber, was wo hin- oder eben wegkommt.
Souveränitätsverlust nennt man das. Diesbezüglich könnten die Vorboten für Scherz – Name weg, Wappen weg, Verwaltung weg – bezeichnender kaum sein. Und apropos weniger: Studien zeigen, dass die politische Partizipation in übernommenen kleinen Gemeinden, Dorfvereine hin oder her, längerfristig abnimmt. Die Leute empfinden den erweiterten Gestaltungskreis nicht mehr als den ihren.
 
Argument Nr. 2: Die zusammengeschlossenen Institutionen (Verwaltung etc.) würden «erhebliche Synergien» auslösen.
 
- Beisst sich das nicht mit Argument Nr: 4?: «Die grössere Verwaltung wird Möglichkeiten der Spezialisierung und der Kompetenzerweiterung bieten» – autsch, das klingt ja grausam teuer. Da sieht man allfällige Synergiegewinne doch förmlich dahinschmelzen.
 
Klar, dass sich nach einem Zusammenschluss, wie es Argument Nr. 3 postuliert, einfacher Behördenmitglieder finden lassen. Wenn man jedoch all das Engagement und das viele Geld nicht für die Selbstauflösung, sondern für die Rekrutierung von Personal einsetzen würde, fände sich dieses bestimmt.

Seltsam mutet zudem an, weshalb die schlagkräftigsten Argumente beinahe verschämt dargeboten werden. «Euer Steuerfuss sinkt von 122 auf 95 Prozent», müsste man als Fusionsbefürworter den Scherzern doch primär zurufen, «und eure Häuser und euer Bauland sind nachher mehr wert.» Warum letzteres von der entsprechenden Arbeitsgruppe nicht unter Chancen, sondern unter Risiken verbucht wird, bleibt schleierhaft.

Weniger Scherz ein Mehrwert?
Nicht, dass das Geschichtsbewusstsein beim Schreibenden wahnsinnig ausgeprägt wäre. Aber irgendwie schmerzt es einen eben doch, wenn jahrhundertealte Gemeinwesen auf dem Altar des Zeitgeistes geopfert werden. Angesichts der historischen Dimensionen – 1240 wurde Scherz erstmals urkundlich erwähnt – leuchtet noch weniger ein, weshalb ausgerechnet dieser Tage die Not derart gross sein soll, dass sich die Scherzer wie Würfelzucker in den heissen Tee schmeissen müssten. Und das alles wegen so ein bisschen Geld?