Rätsel ums römische Forum von Vindonissa
Gut zu sehen die Grundmauer des Forums, die ausgezeichnet erhalten ist. Rundum finden sich aber keine Spuren und Reste andere Baustoffe.
Jugendhaus und Fehlmannmatte
Heidi Ammon ging kurz auf die Geschichte der Fehlmannmatte ein, zeigte die getroffene Lösung mit dem Jugendtreff im Schützenhaus Soor auf und hielt fest, dass aufgrund des heutigen Planungsstandes mit einem Baubeginn im 2010/11 gerechnet werden kann. Der Jugendtreff sollte im Frühjahr 2010 in Betrieb genommen werden können; so lange könnte man mit dem Abbruch der Baracke warten.
Das 1832 erstellte Fehlmannhaus ist bereits leer und wartet auf den Abbruch. Auch den Mietern der Schrebergärten wurde rechtzeitig gekündigt; kommende Woche wird die Archäologie mit der Abtragung der oberen Schichten beginnen.
Derweilen hat der Investor Senn BMP die Metron in Brugg mit der Ausarbeitung des Gestaltungsplans beauftragt, der bereits von der Begleitkommission diskutiert wurde. Der überarbeitete Plan ist zur Vorprüfung im Baudepartement.
Der Gemeinderat Windisch geht davon aus, dass im Herbst dieses Jahres Mitwirkungsverfahren und Auflage durchgeführt werden können. Dann wird Senn BMP dem Gemeinderat das überarbeite Bauprojekt vorstellen und sich anschliessend der Vermarktung der Überbauung widmen. Auch dieser Prozess wird vom Gemeinderat in Anlehnung ans Pflichtenheft eng begleitet.
Archäologie und Harmonie-Kreisel
Die Liegenschaft Obrist und die Schuppen dahinter (Broki-Stube) sind bereits abgebrochen, und seit einigen Wochen sind die Archäologen am Werk. Mit guten Resultaten, wie Jürgen Trumm festhielt. Sobald die Grabungsdaten in diesem Teil des Areals dokumentiert sind, kann mit dem Kreiselbau begonnen werden.
Die in diesem östlichen Teil der Fehlmannmatte aufgefundenen Fundamente des ehemaligen Forums sind nach 2’000 Jahren erstaunlich gut erhalten. Ebenso hat man einen Entwässerungskanal gefunden, der die riesigen Dachwassermengen aufgefangen hat. «Wichtig ist, dass es der Archäologie gelungen ist, mit der Gemeinde Windisch und der Bauherrschaft so zu verbleiben, dass die gut erhaltenen Aussenbereiche des römischen Baukomplexes von der modernen Überbauung weitgehend verschont und daher weiterhin unversehrt im Boden bleiben können», erklärte Jürgen Trumm. Er wies auch darauf hin, dass der gekieste römische Innenhof der Tiefgarage und den unterkellerten Gebäuden weichen müsse.
Er hielt ausserdem fest, dass die Kantonsarchäologie hier wie bei der Vision Mitte und anderswo nicht als Bremser wirke, sondern frühzeitig tätig geworden sei, um keine Verzögerungen zu verursachen. Es seien komplex verzahnte Abläufe (Planung, Konstruktion, Rechtliches etc.), die eben ihre Zeit brauchten.
Fragen zum Forum
Die Reste des römischen Forums von Vindonissa liegen unter dem Fehlmannmatte-Areal. Diese Anlage unmittelbar vor der Südwestecke des Legionslagers ist mit rund 150 x 125 m Aussenmasse eine der grössten römischen Steinbauten der Schweiz. An allen vier Seiten umgeben mehrstöckige, aussen mit Strebepfeilern versehene Raumtrakte einen riesigen offenen Innenraum von 120 x 105 m.
Bereits 1902 wurde das Forum bei Sondage-Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa entdeckt. Erst dachte man an eine «Gladiatorenkaserne» (wegen der Nähe zum Amphitheater). Die angenommene Grösse des Areals beruht auf Sondierschnitten und Baustellen-Beobachtungen.
Ungewöhnlich, dass der riesige Innenhof offenbar frei von Überbauungen war. Üblicherweise gehören zu einem Forum ein Tempel und eine Basilika (Versammlungshalle). Beides fehlt hier, weshalb die eigentliche Zweckbestimmung der Grossbaute nach wie vor unklar bleibt. Handelte es sich wirklich um ein Forum, also um einen multifunktional genutzten bau, wo Markttage gehalten, zu Gericht gesessen und den Göttern geopfert wurde? Oder war der Bau lediglich eine riesige Markthalle, wo Güter aus der näheren und ferneren Umgebung verkauft wurden?
Wie Beat Wigger ausführte, sind die Fundamente «fast wie neu», aber von den Aufbauten fehlt jede Spur. Bisher wurde kein Stein, kein Ziegelrest gefunden. Das legt den Schluss nahe, der Bau sei zu Römerzeiten selber wieder abgetragen worden. Es muss sich dabei um gewaltige Mengen Material gehandelt haben.
Genügend Fragen, die da noch zu klären bleiben.