Auge in Auge mit Keiler Bruno

Keiler Bruno ist viel unterwegs, meist im Erlebnismobil inklusive Lehrmitteln, manchmal aber auch allein, zum Beispiel für Bühnenauftritte. Betreuer Rolf Suter, Jägerschule Weierbach, schaut, dass es Bruno an nichts fehlt.
Sobald ein männliches Wildschwein, ein Keiler, etwa eineinhalb Jahre alt ist, wird er aus seiner Familie, der Rotte, ausgeschlossen und muss fortan alleine zurechtkommen. So streifte also unser heutiger Bruno in seinem ersten Leben, kaum war er dem Frischlingsalter entwachsen, alleine durch die Wälder diesseits und jenseits des Rheins in der Region Kaiserstuhl.
Dabei durchschwamm er, wie seine Artgenossen auch, den Rhein. Gerne unterwegs war er im Jagdrevier Rümikon, denn daselbst wurde er während mehrerer Jahre beobachtet, ohne allerdings jemals vor die Flinte zu geraten. Schlau wie er war, witterte er natürlich, wenn dort Gastjäger Bruno Koch aus Boswil entweder auf dem Hochsitz ansass oder auf Pirschgang war, dies beeindruckte den schlauen Keiler wenig. Befand er sich doch bereits im besten Alter, sozusagen in der Blüte des Lebens, war von kräftig gebauter Statur und eindrucksvoller Erscheinung.
Zwei kräftige Hauer ragten bedrohlich aus seinem Unterkiefer. Diese hatten ihm im Kampf um heiss begehrte Bachen schon mehr als einmal vorzügliche Dienste geleistet. Nach erfolgreichem Kampf stieg nämlich seine Gunst bei der holden Weiblichkeit, die Rauschzeit begann, und er scharte jeweils gleich mehrere Bachen um sich.
Tragischer und spektakulärer Unfalltod
Doch dann brach jene folgenschwere Nacht an, die all dem ein Ende setzte. Am 3. Dezember 1998 war der wehrhafte Schwarzkittel vom Rhein her kommend einmal mehr auf Schweizerseite unterwegs. Um 23 Uhr kam es auf der Rheintalstrasse in der Nähe von Kaiserstuhl, im Jagdrevier Rümikon, zu einer schweren Kollision zwischen dem Wildschwein und zwei Autos. Die beiden zu Hilfe gerufenen Jagdaufseher Viktor Böhler und Jost Müller konnten nur noch den Tod infolge Genickbruchs feststellen.
Es sei naheliegend, berichtete später der damalige Förster der Region Kaiserstuhl und heutige Förster von Brugg, Markus Ottiger, am 30. Juni 2001, dass der Keiler damals schon Vater, Grossvater und Urgrossvater von unzähligen Frischlingen gewesen sein müsse.
Stets unterwegs: Publikumsmagnet Bruno
Brunos Leben hatte demnach mit fünf Jahren – die Lebenserwartung von Wildschweinen beträgt rund 20 Jahre – ein jähes Ende gefunden. Dank seiner attraktiven Erscheinung und seinen stolzen 146 Kilogramm Lebendgewicht beschloss die Jagdgesellschaft Rümikon, das Tier für die Nachwelt zu erhalten.
Tierpräparator Markus Alder aus Villmergen hat den Wildschwein-Körper während über 140 Stunden dergestalt präpariert, dass dieser seit nunmehr 18 Jahren unzählige Menschen aller Generationen bei vielerlei Anlässen in seinen Bann zieht. Denn in der Natur draussen bekommt man die scheuen und intelligenten Tiere kaum je zu Gesicht. Unterwegs im Wildmobil des AJV leistet Bruno bis heute Aufklärungsarbeit an Schulen, an Lehr- und Infoveranstaltungen. Zwei Lernanhänger mit einer umfangreichen Sammlung der Aargauer Jäger sind buchbar über die örtliche Jagdgesellschaft oder die Ausleihstelle des AJV. Die Frage übrigens, wie Bruno zu seinem Namen kam, dürfte nun abschliessend beantwortet sein.

Zwischen den im Schnitt 40 Auftritten pro Jahr zieht sich Bruno in eines der Wildmobile zurück: Hier sind ausserdem eine Reh- und eine Wildschwein-Familie untergebracht.